Dienstag, 9. August 2011

Abschiedsschmerz mit Ausblick

In den letzten Tagen nehme ich öfter mal etwas sehr Seltsames wahr - Bedauern darüber, dass ich bald nie mehr lernen muss. Zumindest nicht in der Art und Weise, wie ich es jetzt tue. Aber irgendwie auch nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass ich in meinem Leben schon seit 19 Jahren durchgehend lerne. Das hört sich jetzt an, als wäre ich ein Streber 4 life, aber das war ich nie. Ich kann mich bloß total für Dinge begeistern, die meine Neugier wecken und mich geistig anregen und das schafft die Germanistik bei mir immer wieder.

Ich glaube, wenn das Lernen und Schreiben der Masterarbeit vorbei ist, werde ich erst einmal in ein Loch fallen (vor allem, wenn ich nicht bald nach Abschluss des Studiums eine Arbeit finden sollte... aber das ist dann noch ein anderes Loch).
Zwar lerne ich ja auch jetzt schon nur für mich, quasi, denn die Schulpflicht ist vorbei und das Studium habe ich aus freiem Willen aufgenommen. Aber danach werde ich nie mehr Vorschriften darüber bekommen, was ich lernen soll / muss und aus welchem Bereich. Keine Noten mehr für meine Leistungen (auch das wird bestimmt komisch, wenn man 19 Jahre unter Notendruck gestanden hat). Irgendwie hab ich Angst davor, wenn es komplett vorbei ist, obwohl ich natürlich nie aufhören werde, über Sachen, die mich interessieren zu lesen, weil es noch so viel gibt, worüber ich mehr erfahren will. Aber mir wird schon der übliche, institutionell gestützte Lernprozess fehlen.

Manchmal flammt in mir auch die Leidenschaft für das Lernen auf, während ich über den Büchern hänge. Vor allem in den letzten Semestern ist es mir möglich gewesen, das, was ich lese, auf verschiedene Arten zu reflektieren, weil ich jetzt so viele Gebiete der Germanistik kenne, und eigentlich ist es erst seitdem so richtig eine Wissenschaft für mich geworden, mit der ich mich komplett identifizieren kann. Das Gefühl ist echt toll und ich wünsche jedem Studenten, dass er es im Laufe seines Studiums einmal kennen lernt. Ich glaube auch inzwischen, dass man nur das Ziel eines Studiums erreicht hat, wenn man dieses Gefühl bekommt. Das Fach, das man studiert, sollte schon die Berufung sein und seit ich diese Leidenschaft fühle, weiß ich, dass ich mich damals durch eine glückliche Fügung für das richtige Fach entschieden habe. Das macht mich froh.

Jetzt werde ich wieder an meiner Arbeit schreiben. Sie entfaltet sich gerade so richtig und das hebt meine Laune auch.

1 Kommentar:

  1. Du sprichst mir aus dem Herzen! Manchmal packt mich jetzt schon die Panik davor, nichts mehr lernen zu müssen. Man ist dann ja quasi selbst dafür verantwortlich nicht zu "verdummen". Der Input von Semiaren und Vorlesungen wird mir auf jeden Fall fehlen!

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